Broadway Bruchsal

Eine Doku-Reihe von Marcus Vetter und Dominik Wessely in fünf Teilen im SWR

 

Michael hat es geschafft, was so viele sich wünschen: er lebt als Schauspieler, angestellt am badischen Landestheater in Bruchsal. Aber trotzdem wirkt er nicht glücklich, denn er weiß, was es heißt, am hohlen Ende seines Traums anzukommen: Schlagertexte auswendig lernen.

Sein Dasein beleuchten die Regisseure Marcus Vetter und Dominik Wessely so wie das von Yvonne, ebenfalls Quereinsteigerin, sie ehemals Stewardess, Michael ehemals Bundeswehrausbilder, sie in Händen, er noch nie verliebt, das gemeinsame Auftreten beim Kindermusical „Die Schöne und das Tier“ ließ sie einander näher kommen, zunächst nur als Freunde.

Das Geschäft ist hart und ohne Illusionen, nichts von dem Glamour des oberen Viertels, das den Gipfel erreicht hat,  ist zu spüren im grauen Probenalltag, der mit Text lernen am Frühstückstisch beginnt und im Mehrzwecksaal vor einer Grundschulklasse am Spätnachmittag seinen Höhepunkt erlebt, bevor die Schauspieler ihren Dreck und sich selbst aufräumen müssen.

Wirklich widerlich wird es, wenn der Intendant einschreitet, den sympathischen Michael feuert, dafür der schönen Yvonne zwei Wochen vor dem Theaterball noch einen Auftritt schenkt, weil er ihr vielleicht ganz gern auf die Schulter küsst, um Glück zu wünschen. Hart ist das Geschäft und der Applaus der Ballpublikums tröstet kein Stück, weil das herausgeputzte Kleingeister sind, die reden während der Vorführung.

Guter Rat wäre so leicht, denn wieso sollten sie denn nicht alle aufhören damit und weiter nicht glücklich sein. Doch der Zuschauer hat es immer leichter als zum Beispiel Antje, die nicht am Theaterball singen darf und deshalb weitergeht, wenn’s geht ans nächste Theater, denn sie sagt: „Das ist mein Leben.“ Das ist es auch, was es der Serie gelingt deutlich zu machen: Habt ihr etwa geglaubt, das sei Gold, was da glänzt? Nein, da machen Leute ihren Job und der ist nicht besser oder schlechter als ihr und euer Traum.

Willibald Spatz

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