Die Zeit zusammen
Die Spielwütigen

Altes Problem beim Dokumentarfilm: Es wird peinlich beim Zusehen, der oder dem Betrachteten rutscht was aus dem Mund, was der Macher nicht mehr rausschneiden will. Person blamiert, Person ausgelacht, ohne dass man gerne zugäbe, an der Kinokasse auf Kosten anderer Geld ausgegeben zu haben.
Den Protagonisten bei Andreas Veiel passiert das nicht, denn er hat sie begleitet sieben Jahre lang und bekam so wie auch der Zuschauer die Gelegenheit, die Menschen kennen zulernen. Vier Schüler auf der Hochschule für Schauspiel Ernst Busch in Berlin von ihrem ersten Vorsprechen durch das Studium bis zu den ersten Engagements, solange bis Andreas Veiel  das Gefühl hatte, aus dem Material könne etwas werden, sieben Jahre, plus sieben Monate im Schneideraum. Das ist eine gewaltige Menge Zeit im Leben von Menschen, die zu Beginn zwischen 19 und 25 waren, da passiert viel am Menschen in sieben Jahren, ja fast zuviel, als dass es sich in einen 100-minütigen Film quetschen ließe. Aber Andreas Veiel schafft eine Menge, weil er die Leute kennt, weil er weiß was wichtig ist. Und so zieht er einen rein.
Man sitzt mit am Tisch bei der freudigen Nachricht von der Aufnahme und möchte  mit aufspringen und schreien vor Freude. Man leidet mit an dem harten Szenestudium, sieht aber auch mit ein, dass es so hart sein musste und hat auch Angst vor dem Schritt da raus in die Ungewisse, die Warnungen der Eltern vom Anfang im Kopf, aber man ist froh um die gemeinsame Zeit, und wir bleiben in Kontakt. Sicher.

START: 3. Juni 2004
 

Willibald Spatz
10. März 2004

bitte auch lesen: Broadway Bruchsal
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