Der Weihnachtslacher
„Der Messias“ von Patrick Barlow in den Münchner Kammerspielen

Zwei Schauspieler und eine Sängerin wollen die Weihnachtsgeschichte aufführen und zwar auf eine ungewöhnliche Art, mit modernen Anspielungen und alle Rollen, also auch die von Maria, nur von den beiden Herren gespielt. Vielleicht hätten ihnen noch zwei Wochen mehr Probezeit gut getan, denn es klappt nicht nur einiges noch nicht, oft sind sie auch selbst überrascht von dem Geschehen im Stück und halten inne, um sich private Gedanken mitzuteilen. Der eine bricht sogar das Spiel ab, als er als Herodes zu lang unter der Bühne eingesperrt wird. Die Sängerin überbrückt die Zeit, die der andere braucht, seinen Partner zu überreden weiterzumachen, mit einem Lied, das Christoph Marthaler für diese Inszenierung von Nikola Weisse komponieret hat.
Die drei heißen Marion Breckwoldt, André Jung und Michael Wittenborn und machen genau das, was Patrick Barlow in „Der Messias“ von ihnen will: sich sauber übers Theater lustig. Soll man ihnen das übel nehmen, diesen drei Spitzenleuten, dass sie denen, die’s halt zur Weihnachtszeit auch versuchen, den Narrenspiegel vorhalten? Darf man lachen, wenn Marion Breckwoldt einen Lachanfall bekommt, weil André Jung sich mit dem Publikum gegen Michael Wittenborn verbündet oder wenn dieser versucht als Gabriel der Maria, die Tatsache klarzumachen, dass sie bald ein Kind bekommt? Nein, man darf nicht nur, man muss, denn hier machen die Großen großen Spaß und wann, wenn nicht an Weihnachten, ist das erlaubt?

Willibald Spatz
22. Dezember 2003

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