Wunderbare Tage

Zur Kulisse eines Heimatfilms, eines modernen, gehört einiges unbedingt, bierselige Stimmung, Wirtschaftsinnen- und Dorfaußenansichten und – ganz wichtig – die Kirche. Matthias Kiefersauer nimmt sich in seinem HFF-Film „Wunderbare Tage“ das letzte besonders vor. Es handelt sich um einen Pfarrer, der versucht, seine sonntagsleere Messe mit Volk zu füllen. Dazu bedient er sich einer Improvisationstheatergruppe, die obligatorisch selbstreflektorisch betont, kein Bauerntheater zu spielen. Sie sollen den Glauben festigen, indem sie den Bewohnern Begebenheiten, die ihnen aus der Kirche vertraut sind, vorspielen.
Eine nackte Eva kauft im Laden Äpfel, ein Mann teilt seinen Mantel, zu besoffenen Feuerwehrleuten spricht eine Stimme aus einem brennenden Dornbusch. Nur Jesus selbst soll ausgeklammert bleiben. Eines Tages übernimmt diese Rolle jedoch ein mysteriöser Fremder, der plötzlich im Dorf auftaucht und scheinbar echte Wunder auslöst...
Das sind unterhaltsame, stellenweise tiefkomische 25 Minuten, denen man gern verzeiht, dass Lücken im Ensemble aus dem filmungewohnten Bekanntenkreis gefüllt wurden. Es darf gespannt erwartet werden, was Matthias Kiefersauer in Zukunft abliefert, die Fähigkeit, genau hinzusehen, die einige Filme aus seinem Genre zu großen gemacht hat, besitzt er auf jeden Fall.
 

Willibald Spatz
14. Dezember 2003

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