Die Pubertät selbst in die Hand nehmen
The Girl Next Door

Mal ehrlich, im prüden Amerika: Was tun, wenn die süße, blonde Nachbarin, in die man sich gerade ein bisschen verliebt hat, die einen geküsst hat als Teenager, wenn die Pornostar ist? Sich der Entrüstung der Eltern und Lehrer anschließend abwenden? Oder an das Gute im Menschen glauben, zu seiner Liebe stehen und mit seinem Mut die Vorurteile der anderen abbauen, ein wenig?
Fürs Zweite entscheidet sich Matthew, der Besseres machen sollte, sich auf die Rede vorbereiten zum Beispiel, die ihm ein Stipendium für die Universität bringen soll. Dann aber Danielle nebenan, die bezaubernde, die ihm ein Universum parallel zu seinen Schulbüchern öffnet und das Problem hat, Matthews Jungfräulichkeit nicht mehr öffentlich zu teilen. Und ihr Produzent Kelly, ein Superkumpel für Matthew, weil an der Frau nur kommerziell, nicht emotional interessiert. Dieser Keith Richards-Verschnitt könnte den Pfad Matthews platttrampeln nach vorne cool. Aber die beiden kollidieren doch, Kelly jagt Matthew das Geld ab, das dieser mühsam zusammengetrieben hat, um einem asiatischen Schüler einen Aufenthalt in den USA zu ermöglichen. Matthew gibt nicht auf deswegen, er tritt dem Pornogoliath tapfer entgegen mit wahren Freunden und Digitalkameras, den Waffen der Kleinen und wird so erwachsen, reich und erfolgreich, ohne seine Unschuld zu verlieren, ja sogar mit Kelly zu überzeugen, dass man nicht bös sein muss.
Luke Greenfield hat diesen Sonnenfilm gedreht und er amüsiert im besten Sinn, nicht unbedingt durch sein originelle Handlung trotz einiger netter Gags um Matthews beste Freunde, nein, eher durch überzeugend sympathische Hauptdarsteller: Elisha Cuthbert als Danielle ist nicht nur zum Verlieben, man muss ihr auch alles verzeihen, gnadenlos; Timothy Olyphant als Kelly hat den schwersten Part als sympathischer Bösewicht, aber er schafft’s, diese Gegensätze unter die Rolling Stones-Frisur zu bringen und bei Hauptdarsteller Emile Hirsch stellt man erstaunt fest, dass er nicht nur in die Kamera schaut, wenn’s von ihm verlangt wird, sondern dass er wirklich spielt. Nicht Ungewöhnliches für einen Film, hier fällt’s aber auf.
Und die gnadenlose Verherrlichung des Kapitalismus? Und die unkritische Haltung zur frauenfeindlichen Einstellung im Erwachsenenfilm?
Sind wir hier in Amerika, wo das vielleicht noch jemand interessiert? Bildzeitung?

START: 8.April 2004
 

Willibald Spatz
27. Februar 2004

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