Geschenkte Zeit
„Dolls“ von Takeshi Kitano

Matsumoto erfährt kurz vor der karriereverheißenden Hochzeit mit der Tochter seines Chefs, dass seine ehemalige Verlobte Sakawa versucht hat, sich das Leben zu nehmen und nun unansprechbar in einer Klinik vegetiert. Sofort holt er sie da raus und macht sich auf den Weg mit ihr weg aus seinem materiellen Leben zu ihrer gemeinsamen, glücklichen Vergangenheit. Um sie im Schlaf nicht zu verlieren, bindet er sie mit einem roten Seil an sich. Zwei Puppen an einem gemeinsamen Faden durchweben sie den Film, verknüpfen jeden Ort und jeden Menschen zu einer Decke der Geborgenheit, unter der der Zuschauer sein darf, mit dem Yakuza-Boss, der seine Freundin auf einer Parkbank verlassen hat, wo sie nach vierzig Jahren immer noch auf ihn wartet, und einer Schlagersängerin mit ihrem Fan.
Je nach Gemütslage dauert es etwas, bis man im Tempo des Films ist, doch dann darf man in den Bildern baden. In Ruhe, denn Takeshi Kitano schenkt einem die Zeit dazu, wofür man dankbar sein kann. Wie oft hat ein Film nämlich schon das Gegenteil gemacht?
 

Willibald Spatz
16. Dezember 2003

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